gestern nacht erreichte mich die überraschende nachricht,
dass du dich am 4.1. von uns allen verabschiedet hast. ich denke nun mit
überlaufendem herzen an dich, auf deiner letzten reise, ich möchte dir
licht für deinen weg senden und wärme.
ein weiser mann, den ich sehr
schätze, erzählte mir einmal, dass er auf seinem sterbebett sich all die
dankesbriefe vorlesen lassen möchte, die ihn in seinem leben erreicht
haben, um sich am ende auch daran zu erinnern, was sein wirken in dieser
welt gutes brachte. hiermit möchte ich dir meinen dankesbrief an dich
zum abschied senden.
ich danke dir, dass du in diese welt gekommen bist.
dafür, dass durch dein leben viele andere leben nachhaltig berührt und
verändert wurden. dafür, dass durch dich etwas zur sprache kam und immer
wieder kommt, über das wir reden, über das wir nachdenken müssen. ich
möchte mich von ganzem herzen bei dir dafür bedanken, dass ich dich
kennenlernen durfte, dass du mich fraglos angenommen hast, mit all
meinen fehlern. danke, dass ich deine geschichte aufschreiben durfte.
2008 habe ich zum ersten mal von dir gelesen. ich habe daraufhin immer
weiter zu dir recherchiert, du gingst mir nicht mehr aus dem kopf, um
dann festzustellen, dass es tatsächlich bis dahin noch niemanden gegeben
hatte, der deine geschichte in einem buch festhalten wollte. ich wusste
in diesem moment, dass ich dieses buch schreiben muss, dass ich es war,
die deine geschichte einfangen sollte, aber viel wichtiger, denn
eigentlich ging es darum, und nur darum: dass ich dich kennenlernen,
dass ich dir begegnen, dass ich deine kraft, deinen mut, deinen
unerschütterlichen stolz und deine würde erfahren wollte. mir ist vor
dir und danach nie wieder jemand mit deiner kraft begegnet. es war deine
geschichte, die mich 2008 verstehen ließ, das meine eigene tochter, so
krank sie war, genau so geliebt sein durfte. begleitet auf ihrem weg,
wohin er auch führen würde. du, und du allein warst es, der mir damals
erklärte, dass ich einen kranken, nicht perfekten menschen lieben darf,
dass dieser mensch trotzdem meine tochter sein darf, ganz egal, was die
welt dazu meinte. und noch viel mehr, dass dieser mensch eine botschaft
hat. ihre botschaft. deine botschaft. die würde des menschen ist
unantastbar. sie wohnt uns allen inne und zu jeder zeit: den gesunden,
den kranken, den jungen, den alten, denen von hier und denen von dort,
den (von anderen) behinderten, den starken, den schwachen (und die
frage, wer von ihnen eigentlich wer ist), den zunächst gesunden und
später erkrankten, den von geburt an beeinträchtigten, den bei einem
unfall verletzten, den verstand verlorenen, den glücklichen, den
unglücklichen - allen menschen unterschiedlichster fähigkeiten.
deine
fähigkeit war es, dem leben immer wieder unverschämt ein schnippchen zu
schlagen und ihm dabei dein unwiderstehliches grinsen entgegenzuhalten.
und dabei die menschen zu inspirieren. ich bin traurig, dass du nicht
mehr da bist. aber vorallem bin ich froh, dass du es warst.
deine
kathrin